Unsicherheit ist heiß, Sicherheit törnt ab: So erkennst du Bindungsangst

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    Was ist Bindungsangst, wodurch unterschieden sich aktive und passive Bindungsangst und welche Phasen der Bindungsangst gibt es?

    Bei “Bindungsangst” kommt mir direkt Barney Stinson aus “How I met your mother” bzw. Joey aus “Friends” in den Sinn.

    (Scheinbar) unabhängig, Dauersingle, Playertypen, wollen sich nicht auf ernsthafte Beziehungen einlassen und “erobern” eine Frau nach der anderen.

    Als weibliches Beispiel gibt es Samantha aus “Sex and the City”, die lieber die (sexuellen) Vorzüge des Singlelebens genießt, als sich auf eine Beziehung einzulassen. 

    Bindungsangst” oder auch “Beziehungsangst” (engl. “fear of commitment”) ist die Angst, sich auf eine tiefgehende, ernsthafte, monogame und langfristige Beziehung einzulassen.

    Wenn du unter Bindungsangst leidest, fällt es dir wahrscheinlich schwer, Gefühle zuzulassen und zu vertrauen. Auch das Commitment und Engagement, das eine Liebesbeziehung benötigt, kannst du nur schwer aufbringen bzw. fühlst dich vielleicht durch die kleinsten Ansprüche eines Partners eingeengt.

    So kann es sein, dass du entweder gar keine Beziehungen eingehst oder problematische, eher kurze Beziehungen führst. Diese können anfangs von großer Verliebtheit geprägt sein, doch sobald dir dein Partner gefühlt “sicher” ist, sterben die Gefühle. (Siehe dazu auch diesen Artikel zum “plötzlichen Gefühlstod.”)

    Es kann auch sein, dass du in der Beziehung “mauerst” und sehr harte Grenzen setzt, um deinen Partner auf Abstand zu halten. Ein ständiger Wechsel von Nähe und Distanz in der Beziehung ist typisch, im Extremfall in Form einer “On-Off-Beziehung”. 

    Trotzdem wünschst du dir sehnlichst Liebe und Verbindung zu einem Partner. Wahrscheinlich ist dir nicht bewusst, dass das, was du verspürst “Bindungsangst” sein könnte - meist ist es nur ein diffuses Gefühl der Unzufriedenheit mit einem Datingpartner, das du dir möglicherweise damit erklärst, dass es einfach noch nicht der Richtige ist.  


    🦕🦀 Arten von Bindungsangst


    Es gibt 2 Arten von Bindungsangst: Die passive Bindungsangst, auch oft Verlustangst genannt, und die aktive Bindungsangst. Im Folgenden erkläre ich dir, was das ist, woran du sie erkennst und was die Ursachen und Auslöser sein könnten. 


    Vieles aus diesem Artikel habe ich übrigens aus Stefanie Stahl “Jeder ist beziehungsfähig”.


    😰 Passive Bindungsangst - Verlustangst

    Findest du oft Männer interessant, die entweder gar nicht verfügbar sind oder sich nach Momenten der Nähe immer wieder zurückziehen? Deren Gefühle du dir nie sicher bist? 

    Deine Motivation, diesen Menschen von dir zu überzeugen, ist dann besonders groß, genauso wie die Angst, ihn “zu verlieren”. Diese Verlustangst kann bereits nach dem 1. Date einsetzen, in extremen Fällen sogar schon vorher.

    Es ist der Zeitpunkt, an dem du denkst:

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    “Wow, der ist toll! Ich will ihn näher kennenlernen. Hoffentlich findet er mich auch gut!”

    Das Problem ist, dass sich diese Verlustangst, die dich dann antreibt, wie die große Liebe anfühlen kann.

    Solche Beziehungen bzw. Datingpartner sind jedoch unheimlich anstrengend. Du rennst jemandem hinterher, der sich immer wieder zurückzieht und Distanz möchte. Somit wird dein Bedürfnis nach Nähe nie richtig befriedigt. 

    Dieses Phänomen nennt man passive Bindungsangst. Du suchst dir schwierige Partner aus oder solche, um die du kämpfen musst.

    👉 Symptome von passiver Bindungsangst

    Das kann sich so zeigen:

    • Du fühlst dich total verliebt und denkst die ganze Zeit an ihn.

    • Du fühlst dich wie abhängig oder süchtig nach dem anderen.

    • Du machst dir ständig Sorgen, den anderen zu verlieren, aber hoffst, dass er sich doch noch richtig auf die Beziehung einlässt.

    • Du täuschst Gleichgültigkeit vor (z.B. in dem du dich länger nicht meldest, obwohl du Lust hättest) oder versuchst, den Partner eifersüchtig zu machen.

    • Du versuchst, perfekt zu sein, um den anderen von dir zu überzeugen.

    • Du idealisierst den anderen.

    • Du klammerst und versuchst, Sicherheit zu gewinnen, in dem du den anderen kontrollierst (z.B. willst du immer wissen, was er gerade tut oder wann ihr euch wiederseht).

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    👉 Mögliche Glaubenssätze bei passiver Bindungsangst

    Warum suchen wir uns diese Partner aus und nicht jemanden, der emotional verfügbar ist? Das kann durch ein mangelndes Selbstwertgefühl ausgelöst werden. Du könntest z.B. folgende innere Überzeugungen (= Glaubenssätze) haben:

    • "Ich muss mich anstrengen, um geliebt zu werden." 

    • "Ich muss perfekt sein." 

    • "Ich verdiene es nicht, "einfach so" geliebt zu werden." 

    • "Ich bin nicht gut genug."

    🧠 Unser Steinzeit-Gehirn

    Das Gehirn sucht immer wieder nach Bestätigung seiner Glaubenssätze, denn das ist am energiesparendsten. 

    Um ein bisschen auszuholen: Das Gehirn ist auf “Überleben” programmiert und nicht darauf, dass wir ein besonders glückliches Leben führen. Es mag Dinge, die wir schon kennen, denn wir haben ja bis jetzt überlebt. 

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    Ein Steinzeit-Beispiel (denn so funktioniert das Gehirn immer noch):

    Wir sind immer rechts aus der Höhle rausgegangen und dieser Weg hat sich als sicher erwiesen.

    Probieren wir etwas Neues, kann das lebensgefährlich sein, denn auf der linken Seite könnte ja ein Rudel Säbelzahntiger warten. 

    Außerdem möchte das Gehirn Energie sparen, falls wir kurzfristig sehr viel davon brauchen, wenn z.B. Gefahr droht. Und energiesparend ist Altbekanntes, so wie der rechte Weg aus der Höhle oder eben die Bestätigung der Glaubenssätze, die wir schon unser ganzes Leben mit uns herumtragen.

    Denn als ebenso “gefährlich” stuft das Gehirn auch in der heutigen Welt Dinge ein, die für uns neu sind, obwohl im Normalfall keine Lebensgefahr besteht. 

    Was passiert, wenn ich mit dem Glaubenssatz “Ich bin nicht genug.” jemanden treffe, der mich mag wie ich bin und emotional verfügbar ist?

    Dieser Mensch widerspricht diesem Glaubenssatz und das findet das Gehirn anstrengend und gar nicht energiesparend - es will sich ja immer selbst bestätigen. Also wirst du diesen Menschen wahrscheinlich als weniger attraktiv wahrnehmen als jemand, der dir deinen Glaubenssatz bestätigt. 

    Du glaubst ihm wahrscheinlich nicht, dass er dich so mag, wie du bist, ohne dass du dich anstrengen musstest und hast dann entweder kein Interesse an ihm oder eure Beziehung wird sehr anstrengend, weil du ständig die Bestätigung brauchst, dass du toll bist und er bei dir bleiben wird. 

    Und wie kann der Glaubenssatz “Ich bin nicht genug.” bestätigt werden? 

    Im Bereich Beziehungen am besten von einem Mann, der gar nicht richtig an dir interessiert ist. Deshalb lässt dich dein Gehirn vor allem Männer wahrnehmen und attraktiv finden, die vielleicht sehr distanziert sind und dir wiederum das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein. Damit bestätigt sich das Gehirn wieder selbst, spart Energie  und du bleibst “in Sicherheit”. 

    ⚠️ Auslöser für passive Bindungsangst

    Dinge, die dich deine passive Bindungsangst (auch: Verlustangst) besonders spüren lassen, können sein:

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    • Sein Verhalten ist ambivalent und er schickt dir widersprüchliche Signale. Mal ist er dir nah, dann zieht er sich wieder zurück. 

    • Er tut etwas, für das du ihn bewunderst und du denkst dir: Wow, er ist SO toll, wie kann er mich nur gut finden?

    • Er gibt dir nur wenig oder keine Bestätigung, dass du toll bist oder er das anerkennt, das du für ihn tust. 

    • Er sagt dir, dass er keine feste Beziehung möchte oder sich nicht sicher ist. 

    • Er gibt dir keine Sicherheit, dass ihr euch wiederseht oder das mit euch halten wird. 

    Bei den Punkten wird sichtbar, dass der Gegenpart von jemandem mit Verlustangst ein Mensch ist, der wahrscheinlich eine aktive Bindungsangst hat. 

    🏃 Aktive Bindungsangst 

    • Du findest potenzielle Partner, die "zu nett" sind, langweilig? 

    • Sobald du dir der Zuneigung deines Partners sicher bist, verliert er an Attraktivität? Denkst du dir dann "das war jetzt zu leicht"? 

    • Nach anfänglicher Verliebtheit sind die Gefühle plötzlich weg?

    Das könnten Anzeichen für aktive Bindungsangst sein. So erkennst du sie noch:

    👉 Symptome von aktiver Bindungsangst

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    • Du suchst nach dem einen, perfekten Partner.

    • Du bestimmst meist, wann und wie oft ihr euch seht, wobei du die gemeinsame Zeit minimierst.

    • Du möchtest keine gemeinsamen Zukunftspläne machen. Nach Momenten der Nähe ziehst du dich immer wieder zurück und bist für den Partner kaum erreichbar.

    • Du erlebst den Partner als Eindringling in deine Privatsphäre, z.B. wenn er bei dir zuhause ist.

    • Ist er dir gefühlt "sicher", setzt der "Schwächenzoom" ein. Dir fallen plötzlich viele Gründe ein, warum es doch nicht passt. (/blog/bindungsangst-kennenlernphase) 

    • Dir fallen plötzlich viele andere potenzielle, attraktive Partner auf.

    • Du fühlst dich schnell eingeengt. 

    👉 Ursachen von aktiver Bindungsangst

    Aber woher kann so etwas kommen? Unterbewusst könnte es bei dir so aussehen:

    • Angst vor Vereinnahmung: Du hast Angst, dich selbst in der Beziehung zu verlieren und komplett vom Partner vereinnahmt zu werden. 

    • Mangelnde Abgrenzungsfähigkeit: Du hast nicht gelernt, dass du in einer Beziehung auch mal "nein" sagen darfst und NICHT alle Wünsche des Gegenübers erfüllen musst.

    • Mangelnder Selbstwert und (ironischerweise ebenfalls) Verlustangst: Du denkst, du wärst "einfach so" nicht gut genug und bemühst dich daher, ALLE Erwartungen deines Partners zu erfüllen und perfekt zu sein, damit er dich nicht verlässt. Gleichzeitig unterdrückst du all deine eigenen Bedürfnisse.

    Hierbei ist wieder dein Unterbewusstsein aktiv. Es möchte dich davor schützen, dass du dich selbst in einer Beziehung verlierst und sorgt daher dafür, dass du dich von deinem Partner distanzierst, in dem es den “Schwächenzoom” einschaltet. Bewusst merkst du aber nur, dass die Gefühle nicht mehr da sind.

    ⚠️ Auslöser von aktiver Bindungsangst

    Diese Dinge aktivieren deine Bindungsangst besonders:

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    • Dein Partner sagt dir, dass er dich liebt. 

    • Dein Partner meldet sich oft.

    Er möchte:

    • in der Öffentlichkeit Händchen halten oder dich küssen. 

    • dein Zuhause sehen. 

    • Pläne für die Zukunft machen, wie z.B. ein gemeinsamer Urlaub. 

    • dass du seine Freund:innen und Familie kennenlernst und andersherum. 

    • dich regelmäßig sehen.

    • eure Beziehung als solche definieren.

    • mit dir zusammenziehen. 

    • heiraten und Kinder haben. 

    Diese Dinge klingen relativ “normal” für eine Beziehung, aber sie können regelrecht Panik auslösen, wenn du unter Bindungsangst leidest.

    Besonders schwierig ist es, wenn dein Partner Verlustangst hat und somit die ganze Zeit um Sicherheit und Kontrolle ringt, die du ihm aber nicht geben kannst oder möchtest. 

    🌓 Phasen von Bindungsangst

    Du kannst  auch beide Arten von Bindungsangst haben, und dich je nach Partner oder Phase der Beziehung anders verhalten.

    Anfangs kann es z.B. sein, dass du von der passiven Bindungsangst getrieben wirst und den Partner unbedingt von dir überzeugen möchtest. Das kann sich anfühlen wie große Verliebtheit.

    Ist der Partner dann gefühlt "sicher", kann die aktive Bindungsangst einsetzen, die Gefühle erkalten und du distanzierst dich wieder. Wie das konkret aussehen kann, kannst du HIER nachlesen.

    Anders kann es auch sein, dass du dich mit dem einen Partner eher in der aktiven Rolle befindest, mit dem anderen wiederum in der passiven.


    🍎 Gesunde Bindungsangst 

     

    Ein gewisses Maß dieser Ängste ist übrigens völlig normal und gesund. In gewissem Maß gehört Verlustangst zu jeder tiefgehenden Beziehung, auch zu Freund:innen und Familienmitgliedern - dazu. Wenn es dir völlig egal wäre, ob sie da sind oder nicht, könnte die Beziehung bestimmt nicht so tiefgehend sein. 

    Ebenso kann eine Art Bindungsangst auftreten, wenn du jemanden einfach noch nicht so gut kennst und es langsam angehen lassen möchtest, um nach und nach Vertrauen aufzubauen. 


    👧 🧒 Gibt es Unterschiede bei Männern und Frauen?

     

    Es wird angenommen, dass Frauen tendenziell eher zur passiven Bindungsangst, also Verlustangst, neigen, während Männer eher zu Bindungsangst tendieren. Das liegt u.a. darin begründet, wie Jungen und Mädchen (zumindest traditionell) erzogen worden sind: 

    Bei Mädchen wird meist eher Kooperation und Miteinander in den Vordergrund gestellt, während Jungs eher miteinander konkurrieren. Bei den Jungs werden also eher Stärke und Autonomie gefördert, bei Mädchen eher Bindung und Harmonie. 

    Natürlich kann es auch ganz anders sein, sodass der Mann eher auf Bindung aus ist und die Frau eher ihre Autonomie verteidigen möchte. Es stellt lediglich eine Tendenz dar und hilft vielleicht, einander besser zu verstehen.


    Zusammenfassung

     
    • Bindungsangst” oder auch “Beziehungsangst” ist die Angst, sich auf eine tiefgehende, ernsthafte, monogame und langfristige Beziehung einzulassen.

    • Aktive Bindungsangst kann sich erst durch eine Phase großer Verliebtheit zeigen, in der der Partner “überzeugt” werden soll. Wird es dann zu nah (weil sie den Partner überzeugt haben), distanzieren sich die Betroffenen, in dem die sich zurückziehen oder Schluss machen .

    • Passive Bindungsangst wird auch als Verlustangst bezeichnet. Die Betroffenen möchten unbedingt, dass der Partner bei ihnen bleibt und verlieren sich daher oft in Beziehungen. Sie passen sich zu sehr an, nehmen eigene Gefühle und Bedürfnisse nicht mehr wahr und neigen zu klammerndem und kontrollierendem Verhalten, welches den Partner einengen kann.

    • Phasen der Bindungsangst: Ein Menschen kann auch beide Arten der Bindungsangst haben, die sich in je nach Phase der Beziehung ODER je nach Partner unterschiedlich zeigt.

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    Ich bin übrigens Erika, Single- und Beziehungscoachin.

    Ich helfe Frauen dabei, sich mit Liebe, Mut und Leichtigkeit auf den Weg in eine erfüllte Beziehung zu machen.

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